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Revue (Luxembourg, December 2014)

Erfolg mit Charme
Mit Anne Faber macht Kochen Spaß. Die fröhliche Art der Wahl-Londonerin hat alle Herzen im Sturm erobert. Ende Oktober ist ihr zweites Kochbuch erschienen, das erste wurde vor kurzem preisgekrönt.

Text: Renée Ries (renee.ries@revue.lu) / Fotos: Philippe Reuter, Cristopher Santos

Auf den „Walfer Bicherdeeg“ wurde „Anne’s Kitchen“ mit dem Sachbuchpreis ausgezeichnet. Haben Sie damit gerechnet?
Ich muss sagen, ich war schon sehr aufgeregt am Abend der Preisverleihung in Walferdingen, da mein Buch gegen drei andere fantastische Werke im Rennen war. Als mein Name dann schlussendlich aufgerufen wurde, war das wirklich ein bewegender Moment – solch eine große Ehre, für mein allererstes Buch gleich den Buchpreis zu bekommen. Ich kann es noch immer nicht wirklich fassen.

Ihr Foodblog „Anne’s Kitchen“ ist ebenfalls sehr erfolgreich. Was ist das Geheimnis?
Ich denke, am wichtigsten ist Authentizität. Ein Blog muss ehrlich sein und eine eigene Stimme haben. Wichtig ist auch, mit den Lesern zu kommunizieren, d.h. auf Kommentare antworten und nicht unnahbar sein. Dazu muss man regelmäßig neue Posts veröffentlichen. Ich habe jedoch Freunde, die jeden Tag ein neues Rezept posten, um ihre Seite zu pushen. Das ist verrückt. Das mache ich nicht. Ich möchte lieber Qualität statt Quantität.

Sind Ihre Rezepte Eigenkreationen?
Am Anfang habe ich vieles nachgebacken und -gekocht, jetzt sind es größtenteils eigene Rezepte. Ich inspiriere mich dabei an Gerichten, die ich irgendwo gesehen oder probiert habe, und mache dann etwas Eigenes daraus. Ich habe stets ein kleines schwarzes Notizbuch dabei, in dem ich alles Interessante sofort notiere. Die Fotos von den Gerichten mache ich auch alle selbst.

Kommen Fertigmenüs für Sie überhaupt infrage?
Hin und wieder schon. Es gibt Tage, an denen ich völlig übermüdet nach Hause komme und ein Take-Away-Curry beim Lieferservice bestelle. Als Foodblogger bin aber auch sehr interessiert an neuen Produkten, damit ich verstehe, was im Trend liegt. Aber meistens koche ich mein Essen selbst. Ich informiere mich in letzter Zeit allerdings vermehrt über die Food-Industrie und Inhaltsstoffe. Es ist erschreckend, wie viel Zucker zum Beispiel in Fertiggerichten steckt. Auch bei den vielen E-Nummern wird einem richtig schlecht.

Wie kam es zur RTL-Sendung „Anne’s Kitchen“?
Ich habe mich gefragt, was ein erfolgreiches Kochbuch ausmacht – meistens sind es Bücher, die auf einer TV-Sendung beruhen. Ich habe den umgekehrten Weg eingeschlagen. In meiner Küche habe ich mit Freunden eine Pilotfolge von „Anne’s Kitchen“ gedreht, und RTL war von dem Resultat begeistert. So kam die Sendereihe schließlich ins Rollen. Gedreht wird
übrigens immer noch in meiner acht Quadratmeter großen Londoner Küche. An den Wänden sind überall Schrammen und Streifen, die die Kameraausrüstung hinterlassen hat. Ich muss unbedingt neu streichen (lacht).

Ihr zweites Kochbuch nimmt den Leser mit nach Barcelona, Istanbul und Berlin. Warum ausgerechnet diese drei Städte?
Als klar war, dass eine zweite Staffel von„Anne’s Kitchen“ gedreht und ein zweites Buch erscheinen würden, wollten wir nicht in England bleiben. Stattdessen wollten wir drei Städte mit vollkommen unterschiedlichen Küchen, die aber nicht zu den hochumjubelten Europas gehören. Paris und Rom sind natürlich sehr toll, aber einfach zu bekannt. Ich wollte irgendwo hin, wo ich selbst und die Zuschauer etwas entdecken können. Außerdem ist Berlin neben London meine absolute Lieblingsstadt.

Sie haben Ihr neues Buch Ihrer Mutter gewidmet…
Meine Mutter hat jedes einzelne Gericht in beiden Büchern nachgekocht. Als Lehrerin hat sie selbst viel zu tun, doch sie ist mit dem roten Stift durch die Rezepte gegangen, wenn Zutaten nicht gestimmt haben, ich etwas vergessen hatte oder Lebensmittel nicht in Luxemburg erhältlich waren. Dabei hat sie mir ständig gesagt, ich würde viel zu viel Knoblauch nehmen. Als ich nach Luxemburg kam und den heimischen Knoblauch gesehen habe, verstand ich, was sie meinte. Da war eine Zehe so dick wie zwei oder drei Zehen englischen Knoblauchs (lacht).

Gibt es Sachen, die Sie überhaupt nicht essen würden?
Ich bin sehr offen und probiere fast alles. In Thailand bin ich einigen seltsamen Gerichten begegnet, u.a. einer Soße, in der schwarze Krümel schwammen. Später erfuhr ich, dass das ein zerbröckelter Riesenkäfer war. Da war mir doch ein bisschen mulmig. Der Geschmack war, sagen wir mal „interessant“… Was ich überhaupt nicht anrühren würde, das sind Mehlwürmer und solche Sachen. Das ist für mich der Horror!

December 27, 2014
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